[Anfang] : [mail] : [Pferderei] : [Zunigunde] : [Zuni speziell] |
Zunigunde | wird ein Anfaßpferd - Anfassen - Anbinden - Anziehen | |
Zunächst war da nichts. Rein garnichts. Man ließ sich immerhin betrachten.
Dann, nachdem ich mich daspferdbezahlthabenderweise dank nunmehr rechtmäßigen Status'
zu deutlicherer Entschlußkraft aufgerafft hatte, nahm man alsbald [8/2005]
gütigst eine über den Koppelzaun gereichte Mohrrübe entgegen und merkte sich
schließlich, vom wem die kam. So fand ich mich nach ein paar Tagen, wenn ich mich irgendwo in
Sichtweite aufhielt, unter ständiger Beobachtung. Über's Abäppeln und Vorbeilaufen
ergab sich dann die erste vorsichtige Berührbarkeit jenseits der Halfter-Umgebung.
Von Vertrauen konnte zunächst im Traume nicht die Rede sein. Zuerstmal ging es eher 'nur' um sowas wie Vertrautheit. Ständiges Vorhandensein war der Anfang, möglichst täglich und möglichst lange. Und Abschied bevor's Pferd der ganzen Kümmerei selber überdrüssig werden konnte. War richtig. Hat uns nähergebracht. Wurde zur Grundlage alles Folgenden. So steht sie da, mit abgewinkeltem Kopf, und beobachtet mich von ferne. Wenn ich dann gelegentlich mal zu ihr gehe, kommt sie mir entgegen, wahrt Abstand, bleibt, kommt näher, schnuppert, tritt beiseite, grast um mich herum, trottet nach einiger Zeit von dannen. Auch wenn's pferdehierarchisch und dominanzfeministisch grundfalsch gewesen sein soll - welche Ansicht dem Zunchen selbst offenkundig aber wohl gänzlich fremd war (wird nicht die richtigen Bücher gelesen haben, das liebe Dummchen) - damit fing es an. Also Anfassen. Erstmal überhaupt Nahekommen. Es begann in der Box mit dem Halfteranziehen. Nachdem ich mich dann halbwegs ungefährdet in der Box aufhalten konnte, begann vorsichtiges Berühren, peu a peu das ganze Pferd entlang. Härtetest beim ersten Maßnehmen für den Sattel. Da springt's Pferd um den Sattler herum, kaum zu bändigen. Wir gehen in die Box, dort nicht besser. Doch die 'Maßnahme' muß sein. So lasse ich mir das Verfahren erklären und gehe selber rein. Pferd pappt sofort an der Wand, fürchtet sich, läßt sich aber immerhin das Maß auf den Widerrist stecken. Fertig. Viele Mohrrüben, braves Pferd und andere gute Worte, raus, Grasen. Pferd zufrieden, Vertrauen etwas gewachsen. Wir sind wieder eine kleine Etappe weiter. Nach einigen Monaten schließlich waren wir nahezu überall dran, der Fellwechsel mit seinem lästigen Gejucke und die Bremsen im Sommer haben hierbei sehr geholfen - außer beim Hinterteil; Abwaschen desselben gerade heute [7.9.06] erstmals ohne nennenswerte Unruhe gelungen. Damit ist man nun endlich rundherum berührbar. Allerdings generell eher ungern, für ausufernde Zärtlichkeiten ist Zuni garnicht zu haben. Wir stehen beieinander, ab und zu beugt sie sich zu mir hin, manchmal, nicht sehr oft, mag sie dann gestreichelt werden, und ganz selten stellt sie sich zurecht und signalisiert, an welcher Stelle - Hinterbacken, Stirn, Ohren, manchmal unterm Bauch - sie gerne gekrabbelt werden würde. Erst geraume Zeit später, nach noch einmal rund 1½ Jahren [5/08], ist die Vertrautheit soweit gewachsen, daß sich's Zunchen hingebungsvoll Widerrist und Hals kraulen läßt, und es knabbert sogar zurück. Bald dann, beim Mähnekraulen, der erste Schreck: Pferd dreht sich um, kommt mit den Hinterbacken näher, gefährlich nahe. Irrtum. Kommt, um sich Hinterbacken und Schweifansatz kraulen zu lassen, ganz besonders gern mag man das dann auch in den Kniebeugen. Hintenrum feucht abwischen geht nun endlich auch, ebenso, wie den klebrigen Dreck abpulen, überall, wo man nicht selber rankommt: Rundrum um After und Scham, am Euter und zwischen den ‘Hosen’. Wir vertrauen einander, das Mißtrauen ist gänzlich gewichen. Die mehreren Personen am Pferd ergaben sich im laufe der Zeit ganz einfach durch gelegentliche Gewöhnung, angeschoben u.a. durch eine ruhige und zielstrebige Tierärztin, als die letzte Impfung der Grundimmunisierung fällig war. Das war das erste Mal, daß Zuni zwar immernoch sehr in Unruhe aber schließlich doch zwei Personen an sich rumfingern ließ. Die Nervosität ist geblieben, gewöhnliche Tierärzte scheitern kläglich oder müssen sich mit ruckartigen Aktionen behelfen. Nur die o.g. hat wieder mal das richtige Händchen, Zuni steht seelenruhig da und läßt sich an den Gräten rumfingern - das dicke Bein von Wildenbruch und noch eine neue Stelle waren zu begutachten. Auch die erste Zahnbehandlung haben wir nun [6/08] gut überstanden.
Besondere Arie waren die Hufe. Vorne ging's ganz gut.
Gegen Anfassen hat Zuni sich durch Hochheben des Beins wehren wollen. Hab ich nach dem Bein gegriffen
und überschwengliches Lob ausgesprochen, war sie ja die bravste Zuni von der Welt und sowas.
Nebst Mohrrübenstückchen. Hat gewirkt; von Abwehr keine Rede mehr, man war "brav"
und hat ganz schnell gelernt, auf "Fuß" ein (Vorder-)Bein zu heben. Schon rührend,
das Bemühen: Als Zuni erkannt hatte, worum es ging, versuchte sie im Eifer, mir beide Hufe zu geben.
Ging natürlich zu Boden, das arme Pferd. Im Sand war's nicht wirklich schlimm, aber ein wenig
verwirrt hat's dreingeblickt, das gute Mädchen. Hab dann ganz behutsam weitergemacht, einen
Fuß angefordert, und schnell an Intensität nachgelassen, sowie Zuni Anstalten machte, den
anderen auch noch zu lüpfen. So ging's, bald gab es kein Mißverständnis mehr.
Hintenrum war's nicht so leicht, die Masche mit dem umgepolten Ungehorsam hat mich zwar immerhin an
die Hinterkeulen rangeführt, aber eher halbherzig, auch meinerseits, denn der rückwärtige
Ungehorsam war ja denn doch mit erheblich größerem Risiko verbunden. Grade mal zum schnellen
vorsichtigen Auskratzen hat's gereicht, und dann wurde auch schon nervös rumgeeiert.
Füße Heben geht nunmehr fast von alleine, Hand Ausstrecken genügt meist schon. Beim Schmied steht man jetzt auch ganz artig und ist geduldig, zappelt nicht. Nach jener ersten heftigen Turnstunde wurde das Füße-Aufheben nun zur täglichen Übung. Zugleich Grundlage auch für alles andere Herumhantieren am Pferd - was es bis dahin immer nur sehr widerstrebend dulden wollte. Es ist mittlerweile [4/08] ganz zahm, geduldig und manchmal regelrecht zärtlich. Hufe waschen geht seit ein paar Tagen [6/06]. Unterm Pferd durchkriechen auch, nämlich beim Hufewaschen, aus reiner Faulheit. War unvorsichtig, ging gut, ist auch so geblieben. Gewöhnung an's Hufe waschen wieder über's Futtern. Nach der Arbeit das Belohnungsfutter hingestellt und sofort mit dem Waschen begonnen. Anfangs heftige Abwehr, gerade mal ein Huf zur Hälfte erledigt, doch geduldig mitgehüpft und weitergemacht. Gut einen Monat hat es gedauert. Seitdem kann ich mich dem Pferd unter'n Bauch stellen und die Hufe schrubben, in Ruhe und auch ohne Ablenkfutter. Als es kürzlich die ersten warmen Tage gab [4/07], mit dem Schwamm die Röhrbeine eingeweicht; auch gut! Das wasserscheue Tier wird sich nochmal dran gewöhnen. Recht bald auch den Rücken erreicht, und die Gräten komplett. Der Wasserschlauch steht uns noch bevor. - Hatten wir 'ne Woche später. Vorne ganz ordentlich, hinten weniger. Ein wenig ungehalten versucht man, die lästigen Tropfen abzuschütteln und tanzt um den Wasserstrahl herum. Üben mit der Futterkiste steht an. - Lassen wir, denn mit dem Schwamm gelingt nun die Ganzkörperwaschung in aller Ruhe, hintenrum noch ein wenig Gezappel, wird mit ein wenig Gewöhnung sicher bald schwinden. Den Wasserschlauch brauchen wir nicht wirklich, war'n Versuch, rein der Übung halber. Alles in allem, falls mir nicht böse Dummköpfe hinterrücks noch mehr üble Streiche spielen (s.u.), ist inzwischen [6/07] das Zunchen so zutraulich geworden, daß es sich selbst von der üppigen Weide und pappsatt willig zum Reiten rsp. Gerittenwerden abholen läßt. Auch hinterher kommt's an, nimmt freundlich ein paar Mohrrüben entgegen, verweilt ein wenig, knabbert am Gras rundherum und wackelt dann gemächlich zurück zu den anderen Pferden. - Anfassen wirft keinerlei Probleme mehr auf. Allerdings, offenbar gilt das nur für ‘Familienmitglieder’, solche, die das Zunchen als zu sich gehörig (an)erkennt; in diesem Sinne Fremde haben es mitunter sehr schwer: Schnuppern lassen, Streicheln an den weniger gefährdeten Stellen, das mag noch angehen. Kontrolle aber wird nicht gestattet, Versuche führen zu allerheftigster Abwehr, der geringste Ansatz von Gewalt macht das Pferd ernstlich gefährlich. Auch Aufsteigen zum Reiten ist eine Zumutung, der man nicht ohne weiteres nachgibt. Eigentlich bin ich damit sehr zufrieden, gibt es doch dem Pferd immerhin ein wenig Sicherheit. - Nur gegen unkontrollierbar agressive Hunde müssen wir uns noch verteidigen lernen, ungern, denn eigentlich mag das Zunchen Hunde recht gern, doch es gibt leider auch Leute, die Hunde auf Pferde hetzen oder, wie die das nennen, mit Pferden "spielen" lassen. Häßliche Erfahrung, das.
Anbinden:
Und nun der "Gute Rat", mit einem starken Strick
das Pferd fest anzubinden und es alleine zu lassen; soll es ruhig mal kräftig hinfallen und sich ordentlich wehtun,
wird es danach dann gewiß nie wieder tun; ist doch egal, ob es sich verletzt oder nur (und womöglich
endgültig) das Vertrauen verliert, oder andere Nichtigkeiten. "ham wa früher immer so gemacht".
Es macht mich krank, mir wieder und wieder solchen Mist anhören zu müssen! Was kennt denn soeiner die Pferde?
Will einen auch noch aufklären. Vergessen! Wir üben weiter, versuchen es mit Arbeit an der Hand. Ist jetzt,
nachdem das Vertrauen zuverlässig tragfähig geworden ist, unser nächster Programmpunkt [5/07].
- Nicht vergessen! Erneut muß ich mir denselben Schwachsinn anhören,
und keine Woche drauf [30.5.] passiert's.
Natürlich ist's niemand gewesen, Pferd selber war's, sicher, wer denn auch sonst. Böses Tier aber auch!
Man empört sich in selbstgerechtem Zorn, beharrlich vernunftresistent - doch läßt mit keinem einzigen
Wort auch nur das geringste Interesse am Zustand des Pferdes durchblicken, ja, will ausdrücklich es sich nicht
einmal ansehen. Wirklich, so ein böses Pferd! Kündigung des Stellplatzes ein paar Tage zuvor. Merkwürdige
Koinzidenz. Nun ja, ich kam, ich sah, ich besiegte meine Zweifel - und bin weg. Muß das eigentlich immer so sein?!
Also fangen wir wieder mal von vorne an. Wir werden das schaffen, geben nicht auf, wenden geheime Künste an - geheim, damit nun nicht wieder so ein Schwachkopf dazwischenfunkt.
Vier Wochen Zeit hat das 'Ereignis' gekostet [1.7.], Festhalten oder
Anbinden am Balken macht noch immer große Schwierigkeiten. Vertrauen ist wieder ganz da, eher
stärker geworden. Allerdings, das just überstandene 'vollendete Verladetraining' hat es
verdeutlicht, Fremde habe es nun noch schwerer. Die gespannte Ruhe des alten Stalls ist deutlich sichtbarer
Zufriedenheit gewichen: Zuni lebt zusammen mit zwei alten Bekannten in einer freundlichen kleinen Herde im
Offenstall. Großes Wiederkennen wenige Minuten nach der Ankunft, raus auf die Wiese, gemeinsam Grasen.
Sogar der frühere Futterneid ist gänzlich dahin, alle drei knabbern einträchtig nebeneinander
ihre Mohrrüben. Kurze Zeit später sind sie schon zu viert, am nächsten Tag zu fünft.
Beim Abholen kommt gleich die ganze Herde mit. Beknabbern findet auch wieder statt, sehr lange nicht mehr
gesehen. Aber es soll anscheinend keine Ruhe bekommen, das Pferd. Diesmal muß man, nachdem es hintenrum
zu gefährlich aussah, angstvoll und ganz schnell mal vorne unter'm Pferd hindurchhuschen. Merkt es
ja dann sicher nicht - Trugschluß: Folgt ein Tritt rückwärts, Strick spannt sich, Ruck im
Genick, Panik. Zum Lösen geht alles viel zu schnell, Haken klemmt, Sicherheitsknoten auch,
Beruhigend, so'n Panikhaken, jedenfalls solange man ihn nicht
braucht. Gitter reißt aus der Wand, poltert zu Boden, Zuni steht starr vor Angst auf der Putzplatte.
Mühsam beruhigt. Zum Glück nichts Schlimmeres. "Am Balken wär's nicht passiert..."
klärt man mich auf. Altkluges Gewäsch einer infantilen Pferdeweisen! Klar, Gitter wäre wohl
unversehrt geblieben, und wen interessiert schon so'n Pferd! - Seitdem geht's nun freiwillig nicht
mal mehr auf die Putzplatte, an Anbinden garnicht zu denken. Fürchtet sich [27.7.].
Da wird das Anbinden nun sicher noch für sehr lange Zeit ernstlich ein Problem sein:
Anziehen:
- Anfassen - Anbinden - Anziehen |
||