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NOCHMAL: Manches des auf diesen Seiten Dargestellten ist durchaus riskant!
Es beschreibt Teile und Ideen meines eigenen Übungsprogramms, es ist ganz und gar unmaßgeblich. |
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Zunigunde ![]() |
wird ein Reitpferd Vorbereitung - Anreiten - Gewöhnung - Alltagsrituale - Sattelzeug ![]() | |
"Altes Pferd", und dann auch
noch "Weidepferd", "roh", na, und gar "eine Stuuuute"!
Also habe ich zu allererst und entgegen allen "guten" und wohlmeinenden Ratschlägen
kompetenter Fach- und sonstiger Leute mein liebes Pferd
stark, kräftig, sicher und beweglich
zu machen versucht, damit ihm mein plötzliches Erscheinen auf seinem Rücken nicht allzu
irritierend und unbequem oder gar schmerzhaft würde. Dann sollte es die zur sicheren Kontrolle
wichtigsten Kommandos kennen, "rechts", "links", "halt", außerdem
"Schritt", "Trab", "Galopp" für die Gangarten und auch schon mal
auf ordentlicher Bahn durchs Viereck marschiert und dabei sowohl einen Überblick über den
künftigen 'Arbeitsplatz' erhalten haben, als auch grundlegend auf die Schenkelhilfen
vorbereitet worden sein. Kommandos und Gangarten haben wir an der Longe geübt. Am - seiner
Länge wegen - Schlaufzügel, eingehakt in Trense und Ringe des Hannoverschen Reithalfters,
sind wir zum Kennenlernen Zirkel und Ganze Bahn abgegangen, später auch Handwechsel.
Einstudieren der Schenkelhilfen zu Fuß links etwas hinter dem Sattelgurt dicht am
Pferd, links den linken und über den Sattel greifend rechts den rechten Zügel in der Hand nebst
je einer normalen Dressurgerte; Gerten immer exakt in jeweils der entsprechenden Position mit leichter
Berührung bis hin zu sanftem Druck. Viel erzählt: 'vorwärts' zum Loslaufen,
'rechts' bei Rechtswendungen, 'links' bei Linkswendungen, und 'halt' zum
Anhalten mit leicht gespannten Zügeln und beidseitig anliegenden Gerten - und natürlich
extrafreundliche Worte, wenn ein paar Tritte geradeaus oder eine Wendung elegant gelungen waren.
'Trab' und sowas hab ich weggelassen, war vom Longieren her hinreichend bekannt.
Nebenbei, Zuni selber hat mich gelehrt, die Stimmkommandos sehr exakt einzuhalten. Einmal beim Traben ein gedehntes 'schön' gesagt und das Pferd ging Schritt! - und war bitter enttäuscht, als es nun nicht das gebührende Lob erhielt... Also aufpassen! Pferd braucht nicht Lautstärke, denn es hört, wie bekannt sein dürfte, ausgesprochen gut, es braucht auch keine albern gedehnten Vokabeln wie Scheeeeerrritt oder sowas. Es erwartet lediglich prägnante Worte ebenso wie deren klare Aussprache, es hält sich dran. Solchermaßen nimmt es auch lässiges Dahingefasel ernst - und, anders kann ich zumindest die Reaktion vom Zunchen nicht deuten, es ist enttäuscht, wenn es dann was falsch gemacht hat, i.e. nicht das erwartete Lob erhält. Besonders aufpassen muß man bei indifferent gebrauchten Universalwörtern wie 'komm' oder 'hallo'. Pferd hört auf das gesagte Wort in dem ihm einmal vermittelten Sinn, das gemeinte ist ohne Wert, kontextabhängige Randbedeutungen sind vollkommen uninteressant, seien sie auch noch so intelligent in die Rede eingeflochten. Natürlich nimmt es auch die Stimmung wahr, aber zur sicheren Arbeit braucht es Klarheit und eine gerade Linie! Lautes Zischen, Schnalzen oder sonstwie unartikulierte Erziehungsgeräusche verbieten sich auch der Gesellschaftsfähigkeit wegen, denn andere Pferde würden ebenso darauf reagieren. Das ist nicht nur den betr. Reitern gegenüber grob unhöflich, es kann ungemein lästig werden und üble Folgen haben! Schließlich das Reitergewicht vorbereitend beim Wandern über'n Reitplatz gelegentlich mit dem Arm ein wenig mehr Gewicht in den Sattel gebracht. Nach ca. zwei Wochen umgedrehte Wassertubbe zunächst rein dekorativ in die Bahn gestellt, dann als Tritt benutzt, Pferd daneben und mich daraufgestellt, beide Halsseiten getätschelt, anschließend den Eimer mit Belohnungsfutter drunter vorgeholt, Übungsstunde beendet. Ungefähr eine Woche lang, solange, bis ich auf der Tubbe stehenbleiben konnte, ohne daß Zuni unruhig wurde. Als sie dann eines Tages ganz besonders aufgeräumter Stimmung schien, hab ich's drauf ankommen lassen: Das Zunchen neben die Tonne postiert, draufgeklettert, vorsichtig und zügig in den Steigbügel gestiegen, das andere Bein rübergeschwungen und mich so leicht und sanft es ging hingesetzt. Pferd stand unbeeindruckt da, auf mein "vorwärts" ging's eine große Volte und das war unser erster "Ritt". Am nächsten Tag dasselbe nochmal, die Volte wurde etwas größer, aber wieder keine Spur von Unruhe oder Unsicherheit. Auch nicht die geringste Gegenwehr. [23.7.2006] So ist meine Spekulation mit dem kräftig gemachten, gut geübten Pferd genau so aufgegangen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Hat zwar recht lange gedauert, wobei man die vielen Störungen bedenken muß, die uns insgesamt bestimmt an die sechs Monate gekostet haben. Doch weit wichtiger war, daß uns das ganz in Ruhe, ohne jeden Schrecken gelungen ist. Die Tatsache des Gerittenwerdens hat von Anfang an nie auch nur die geringsten Probleme aufgeworfen, im Gegenteil, das Vertrauen ist auf beiden(!) Seiten mittlerweile [1/07] soweit gewachsen, daß wir reitend rsp. geritten in heiklen Situationen weitaus sicherer sind, als zu Fuß. - Will einer mehr? Das weitere Programm ist Standard und in der Intensität weitgehend vom Pferd selber gesteuert: Irgendwann im Laufe der Turnstunde beginnt es fahrig zu werden und wir machen Schluß. Auf diese Weise hat sich das tägliche Pensum recht schnell auf gut eine Stunde ausgedehnt. Anfangs (meist) die regulären Zügel zusammen mit dem Gebiß in die Ringe des Halfters gehakt. Schlaufzügel anstelle von Ausbindern (Dreieckszügeln) mit der Möglichkeit, korrigierend einzugreifen. Hat sich sehr bewährt. Das Geradeausgehenlernen verlief vielleicht noch insofern bemerkenswert, als wir dafür wieder nur die Bahnfiguren zu Fuß abgegangen sind, diesmal mit Augenmerk auf die gerade Linie, unmittelbar darauf denselben Weg geritten. Und alles am nächsten Tag nochmal. Das war's. Wie sich zeigte, haben besonders die 'Wanderübungen' den Anfang leicht gemacht: Schenkelgehorsam war sofort da, unterstützt und gefestigt durch Gewichtseinsatz mit 'Bügeltritt'. - Bahnfiguren im Schritt und Trab mit langem Zügel!
Zusammengefaßt:
Die Umstände führten uns dann im November wegen des endgültigen Zusammenbruchs unseres Stall-Betriebes erst nach Schönfeld in einen land(un)wirtlichen Reiterhof und, als dort die Arbeitsanforderungen für des Pferdes Pension (im Werte von 160 EUR!) wieder mal das Pensum einer ausgedehnten Vollzeit-Tätigkeit zu überschreiten drohten, nach Setzei bei Potsdam. Doch auch dort ging dasselbe stumpfsinnge Theater von vorne los. Verschärft, in diesem Falle, an ernsthafte Ausbildung nicht zu denken. Hab es andernorts beschrieben... Mangels auch nur halbwegs zumutbarer Bedingungen auf den barockpferdehöflichen Matschgruben ("roundpen" nebst drei verwarlosten "Reitplätzen") der Dame, die uns einige Zeit ihr ungemütliches Winterdomizil gab, und ohne Halle, sind wir seit Dezember zum Reiten nur noch in die Gegend gezogen und haben unsere Übungen in sandige Hügel, auf Wald und Wiese verlegt. Am Anfang stand der erste Ausritt überhaupt. Heikel. Braunes Blatt am Wegesrand schien unüberwindlich; zu Fuß sind wir dann aber doch noch dran vorbeigekommen. Dann der erste Galopp auf freier Strecke; was für ein Antritt! schnell ziemlich hart - nie wieder sowas! - durchpariert, weil wir in Gesellschaft und ohnehin schon mit reichlich Gezappel unterwegs waren. Schließlich relativ gelassen nach Hause. Der nächste Ausritt verlief deutlich gesitteter, und bald kam der Galopp hinzu, fast 'gestreckt' (inzwischen haben wir auch das Fliegen gelernt) und fleißige Übungen im angrenzenden ‘Gelände’, d.h. einem vermickerten Hügelchen am anderen Ufer einer B-Straße (Gelegenheit zum Straßenverkehr-Üben, was uns später noch sehr nützlich wurde!) aber immerhin, wie das Ergebnis zeigte, gerade noch übungstauglich. Was Kondition, Nervenstärke und Ausdauer betrifft, mit einigem Erfolg. Mittlerweile reiten wir nun schon ziemlich unerschrocken über Land und durch's Gelände, bergauf, bergab, über Straßen, im gestreckten Galopp über Wiesen und mitten durch den Wald. Kräftige Hinterbacken hat es bekommen, das Zunchen, und es scheint unverwüstlich. Ein Pferd, das nicht aufgibt, das dennoch vorsichtig bleibt und sicher ist auf allen Wegen. Inzwischen haben wir die Halle und wir können endlich auch wieder das "adrette" Reiten üben... [2/2007] Denkste: Halle schreckliches Mysterium, aber es wird werden, das hat Zuni mich inzwischen gelehrt - Und es wurde! [22.4.] Zur Belohnung geht's raus, Grasen und in den Wald zum Galopp zwischen den Bäumen, über Stock und Stein, an spargelbeetebedeckenden Pferdeärgerflatterplanen vorbei. Slalom zwischen gelben Kisten, um blaue Riesentankwagen herum, ganze Häuser auf Rädern mit Leuten drin, die rausgucken und scheppernde Trecker, Klettern, über umgekippte Bäume hüpfen, Zweimeter-Aufsprung! halb gesprungen, halb geklettert, steil bergab gerutscht, Wettrennen mit ein paar rasend optimistischen Enduro-Knaben - drollige Gesichter - gänzlich unerschrocken; was für ein Pferd... [4/2007]
Ich teile nun das Reiten und Gerittenwerden ein in die ordentliche Reitausbildung,
Platz und Halle, wo die allgemeine Grundlage für dauerhaft gute Kondition gelegt wird, und in
die Ausbildung im Gelände, die das Gemüt stärkt, wo das Pferd sich
auch mal austoben kann, und die schlichtweg Freude macht.
Jeweils vorher haben wir die Lösende Arbeit.
Allem gemein ist unser tägliches Kennenlernen, das Putzritual
und die ersten Schritte in's Pferd-und-Reiter-Sein:
Es gibt auch einen in etwa wöchentlichen Erholungstag - nehmen wir uns den nicht, wird's Zunchen unwillig, verliert die Lust, will auf der Koppel bei den anderen Pferden bleiben, läßt sich nur schwer oder garnicht einfangen, von selber kommen ohnehin nicht. Dieser Erholungstag kann leichte Longenarbeit enthalten, oder Arbeit zu Fuß, geputzt werden mag man zwar weniger, ist aber auch noch in Ordnung. Und viel, sehr viel Grasen. Ich setze mich dann mit ein paar Stullen und was zu Trinken dazu, Zuni kommt immer mal wieder nachsehen, ob alles seine Richtigkeit hat, um mein Essen zu begutachten und das Gras um mich herum abzurupfen. Stullen mag sie nicht, einen Keks mitunter; meine Thermosflasche eignet sich hervorragend zum Umkippen, man schnuppert und kramt so lange, bis mir die Abwehr nicht mehr gelingt - meist gewinnt Zuni das Spiel. Leutselig wird eine Mohrrübe entgegengenommen. Und wieder Grasen. Nach einiger Zeit stellt man sich mit ungeduldigem Gesicht an den Ausgang, rupft hier und da vielleicht noch einen Grashalm, kommt wohl auch nochmal bei mir vorbei, blickt notwendig in Richtung der anderen Pferde: Zuni will dorthin zurück. Ich lasse ihr den Willen, gebe ihr noch einen Apfel und mache mich dann selber davon. Auf diese Weise verabschieden wir uns auch sonst nach der täglichen Arbeit. Gelegentlich bleibe ich ich noch ein wenig auf der Wiese sitzen. Dann kommt Zuni zu mir und kramt nach Essbarem, stellt sich neben mich und ruht. Irgendwann sage ich ihr Tschüß - welches Wort sie inzwischen zu deuten weiß - und verlasse die Wiese, Zuni trottet gemächlich davon.
Die tägliche Kontrolle des gesamten Sattelzeugs
gehört mit zu den notwendigen Ritualen. So können z.B. schon kleine Zeichen auf mangehafte
Paßform des Sattels deuten. Zuni hat sich da besonders kritisch
gezeigt. Schon einmal war ihre deutliche Widerspenstigkeit beim Satteln allein auf das an den Enden um
gerade mal 3mm zu enge Kopfeisen (Kammerweite) zurückzuführen. Aber schon geringer Unwille
beim Satteln oder ungewohnt heftige Galoppsprünge im Gelände mögen Hinweise auf den nicht
mehr passenden Sattel sein! Nachdem sie sich auf der Weide in diesem Sommer [2007] pappsatt
und mangels hinreichender regelmäßiger Arbeit kugelrund gefuttert hat, sind wir wieder dort
angelangt. Bis der Sattel paßt, kann nicht geritten werden. Fatal. Erstmal.
Wir reiten wieder. Endlich!
Ende Juni 2008 ist Zuni endlich so weit wiederhergestellt, daß ich sie wieder antrainieren kann. Die Sache beginnt ganz am Anfang, aber läßt sich schon mal recht gut an. Bin zuversichtlich.
Nebenbei & allgemein; ![]() ![]() |
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