die Pferderei: Reitsättel

Allgemein über Reitsättel:
Wir verpassen dem Pferd einen Reitsattel, um das Gewicht des Reiters auf seinen Rücken, der von Natur aus nicht zum Tragen von Lasten gebaut ist, gleichmäßig und schonend an den anatomisch richtigen Stellen zu übertragen, und um die Position des im Gleichgewicht mit dem Pferd befindlichen Reiters zu sichern, ohne dabei eben dieses Gleichgewicht oder die reiterliche Einwirkung zu behindern.

Kennmaße eines Sattels
sind u.a. Kammerweite, Länge und Breite der Sattelkissen oder Trachten, Länge des Sattelblatts und die Sitzgröße, daneben aber auch das Gewicht des Sattels und das Material:
- Das Sattelgewicht wird ohne jedes Zubehör angegeben, ohne Steigbügel, -Riemen, Gurt, "Offizierszügel" &c. Es hängt eng mit dem jeweils verwandten Material zusammen.
  Es rangiert von 150g für besonders leichte Rennsättel über 3-4kg für den Arbeits- oder Trainings-Rennsattel rsp. leichten Dressursattel, ca. 10kg für den durchschnittlichen Reitsattel in Pritschen- oder Trachtenbauweise (z.B. Miltärsattel M25), bis hin zu den monströsen 25kg-Reitschüsseln, wie sie mitunter in der ‘Western-Reiterei’ Verwendung finden, mit einen dicken Häkelkissen darunter und ohne Wirbelkanal.
  Kompromiß zwischen Gewicht, Funktion, Stabilität und Tragkraft - je leichter der Sattel, desto besser für das Pferd. Das Material hat natürlich bedeutenden Einfluß auf das Gewicht. Dabei ist "leicht" ebenso natürlich nicht unbedingt immer gleich auch "gut". Wenige Kunststoffe z.B. sind besonders hautverträglich oder gar schweißdurchlässig, am Reiterhintern ebenso wie am Pferdekörper. Im Laufe der Zeit, mit der Entfernung vom Pferd als Partner im täglichen Leben, haben die Gesichtspunkte rationeller preisgünstiger Fertigung weitgehehend die Oberhand gewonnen gegenüber Haltbarkeit und reiterlicher Gebrauchstauglichkeit. Der erst durch reiterliches Können erworbene wirklich bequeme Sitz, den der Sattel möglich zu machen hat, wurde ersetzt durch den gemütlich festgelegten, quasi käuflichen Sitz im Reitsofa (Western oder Henning), den der Sattel formt. Beides hat seinen Einfluß auf Qualität und Materialien zeitgenössischer Reitsättel - leider, wenn man etwas tiefer blickt, nur sehr selten zum Guten. Auch reiterlich, doch das ist hier ein fremdes Thema.
  Gut bewährt sind Leder für Sitzfläche, Sattel- und Schweißblätter, der Schnallenschutz soll nur stabil sein, das Material ist weniger bedeutsam. Holz mit teilweiser Metallverstärkung ist das klassische Material für den Sattelbaum. Gut geeignete Kunststoffe, die dies ersetzen, sind jedoch längst Standard, wobei die Eigenschaften abzuwägen sind. Die Festigkeit von Kunststoff etwa leidet unabwendbar(!) unter dem Einfluß des Luftsauerstoffs, mehr als 15 Jahre Tauglichkeit sind sind eher selten, Holz hält bei geeigneter Behandlung sehr lange (mein ältester und zugleich bester Sattel ist über 100 Jahre alt!), ist aber bei der Herstellung des Baums weniger leicht in Form zu bringen, hat mittleres Gewicht. Leder ist auch für den Sattelbaum ein traditionelles Leichtbau-Material, leicht formbar und lange haltbar (ohne weiteres auch so um die 100 Jahre), Stahl- oder Alu-Rohr bei extrem leichten Rennsätteln - die Dauerhaftigkeit steht außer Zweifel, vielleicht auch Gräser (Bambus &c)? Zudem gibt es alle möglichen jeweils zweckmäßigen Materialkombinationen. Leinen und Roß-/Rehhaarfüllung waren lange die vorherrschenden Materialien für die Sattelkissen, m.E. die unbedingt zu bevorzugende Spielart, hautverträglich, formbeständig und zugleich anpassungsfähig, und, wie meine alten ca 80 rsp 100 Jahre alten Sättel ausnahmslos beweisen, auch sehr langlebig. Sie erschließen sich nur schwer der maschinellen Fertigung und so werden sie kaum noch eingesetzt. Leder ist die Alternative. Steif und klebrig, vergleicht man es mit der Leinen-/Rehhaar-Variante. Die Füllung aus Wolle oder auch Watte ist ein ganz brauchbarer Ersatz, bei den zunehmend eingesetzten Kunstfasern gibt es große Unterschiede in der Qualität, was weich und flauschig und vor allem formbeständig erscheint, kann gerade durch die letztere Eigenschaft dem Pferd auch sehr beschwerlich werden, da es sich nicht durch "setzen" der Form des Pferderückens angleicht. Der wirklich wunde Punkt beim Sattelbau scheint bei den Nähten zu liegen. Heutzutage tuckert man lieber - ich vermute mal, kein Reiter mag gerne das Innere seines Sattels ansehen! Herzinfarkt droht! solchen Dingern letztlich ja immerhin sein Leben azuvertrauen, kommt einem dann doch sehr gewagt vor. Das Nähgarn leidet als erstes. Gut gewachst hält es recht lange, die geeignete Sattelpflege kann seine Lebensdauer beträchtlich ausdehnen. Kunstfaser mag insofern problematisch sein, als solche Fäden das Leder regelrecht zerschneiden können (nicht müssen: die Wahl es geeigneten Materials ist auch hierbei essentiell). Bei zerfallenden Nähten ist selbst der beste Sattel nichts mehr wert, zur Reparatur muß er (meist) vollständig zerlegt werden, was die Sache nur bei sehr wertvollen Stücken noch sinnvoll erscheinen läßt.
- Das Ausmessen der Sattelkissenlänge dürfte keine Rätsel aufgeben. Beim Trachtensattel ist entsprechend die Länge der Trachten interessant. Die Sattelkissen beginnen hinter dem Schulterblatt und reichen bis vor die Nierenaprtie - die durch die Auflagen nicht beengt werden dürfen.
  Die Verteilung des Reitergewichts auf den Pferderücken hängt wesentlich auch von der Breite der Sattelkissen ab, insbes. im Bereich unter der Sitzfläche, sowie auch von der Gesamtfläche vom Kopfeisen her seitlich bis über das Rippengewölbe. Als Kennmaß mag die unter dem Sitz gemessene Breite der Sattelkissen genügen.
  Auf der Suche nach dem Grund dafür, daß mein pingeliges Zunipferd gewisse Sättel gegenüber anderen zu bevorzugen scheint, gerät die Breite der Sattelkissen insbes. unter dem Sitz und nahe dem Kopfeisen als ein die Lastverteilung bestimmendes Maß in‘s Blickfeld. Vergleich meiner alten Reitsättel beider Bauarten mit jeweils modernen Typen auch in etwa gleicher Qualität fällt recht deutlich zugunsten der ältesten Exemplare aus. Der beste ist ein wenigstens 100 Jahre alter, besonders leicht gebauter Pritschensattel, der sich von den jüngeren Modellen insbes. durch sein recht schmales Mittelteil und die dagegen sehr breite Sitzfläche und Sattelkissen (Leinen mit Rehhaarfüllung: weich aber nicht elastisch!), breit aufliegendem Kopfeisen mit U-förmigem Sattelbaum und frei darüber gespanntem Sitzleder unterscheidet [Bilder].
- Die Länge des Sattelblatts wird von den Sturzfedern (Befestigungshaken oder -Ringen, -Ösen) der Steigbügelriemen lotrecht bis zur tiefsten Stelle des Sattelblatts gemessen. Sie ist vor allem für den sicheren Sitz des Reiters bedeutsam, der bei ungünstiger Paarung der Abmessungen mit dem Rand seiner Reitstiefel oder Reitgamaschen (auch ‘mini-chaps’) unter den Sattelblättern hängenbleiben kann.
- Die Sitzgröße wird in gerader Line außen von einem Sattelnagel bis zur Mitte/Oberkante Hinterzwiesel gemessen und in Zoll (2,54cm) angegeben -
  - 16" 16,5" 17" 17,5" 18" 18,5"
    
    40,1cm 41,2cm 43,2cm 44,5cm 45,7cm 47cm
  Ein zu großer Sitz positioniert den Reiter u.U. zu weit hinten, er kommt in den Stuhlsitz und kann dies nur schwer korrigieren.
  Ein zu kleiner Sitz kann klemmen, schmerzhaft werden, das Gleichgewicht verhindern.
  - Kieffer-Sättel: Zuordnung Nummer zu Sitzgröße [Zoll]
    
    0 ‘Jugend’
    
    1 17"
    
    2 18"
- Als Kammerweite gilt der Abstand in cm zwischen den Enden der Kopfeisen-Schenkel, den ‘Ortspitzen’. Form und Abmessungen der Kopfeisen sind herstellerspezifisch, eine die Angabe verallgemeinernde Norm gibt es nicht. Die Kammerweite ist darum ein nur sehr eingeschränkt übertragbares Maß - Mehr dazu s.u. beim Pritschensattel.
  Die Kammerweite entscheidet wesentlich über die Paßform des Sattels und damit über dessen Tauglichkeit überhaupt. Wenige Millimeter bereits können aus einem gelassenen leichtrittigen ein vollkommen unwilliges widersetzliches - weil schmerzgeplagtes oder auch ‘nur’ belästigtes - Pferd machen! Wenn beim Satteln gelegentliche Unlust bemerkbar wird, die sich womöglich auch noch kontinuierlich steigert, sollte unbedingt der Sattel überprüft und ggf. dessen Paßform korrigiert werden!

Die Sattelage, auch als stehender Begriff, ist das Gegenüber des Sattels auf dem Pferd, Gegenspieler der "Sattelpaßform". Der Begriff beschreibt den Ort und seine Form in Gestalt der unter dem Sattel entstandenen Bemuskelung im Pferderücken. Von "Guter Sattellage" spricht man, wenn ohne sichtbare flache oder eingedrückt erscheinende Stellen der Sattel in jeder Richtung bei mäßig festgezogenem Sattelgurt sicher ohne zu rutschen und ohne dem Pferd unbehaglich zu werden gut am Pferdeleib anliegt. Die erste Voraussetzung hierzu ist ein gut passender Sattel! Decken und Ausstopferchen ("pads") sind Mittel zum gelegentlichen Ausgleich der ja immerhin lebendigen Form eines Pferdes, Decken dienen in erster Linie der Schonung des Sattels und der Reitbekleidung, keinesfalls sind das Instrumente, die grundlegende Paßform herzustellen.
Nun gibt es Pferde mit sehr schwieriger Sattellage, etwa mit breitem Rücken oder schwach ausgeprägtem Widerrist. Kaltblutpferde, auch Norweger und Haflinger, sind bekannt hierfür. Zur Unterstützung der Sattellage (nun: Lage des Sattels) in "Fahrtrichtung" gibt es schonende Hilfsmittel, wie etwa
- gegen Zurückrutschen
  - Vorderzeug, ähnlich einem sehr leichten Brustblattgeschirr. Beim Springen hilft das Vorderzeug, den Sattel in Position zu halten. So vermeidet man, daß der Bauchgurt gegen Verrutschen während des Sprunges übermäßig fest angezogen werden muß.
  - Vorgurt, ein in der dritten Sattelstrippe befestigter zweiter Sattelgurt, der unmittelbar vor dem eigentlichen Bauchgurt unter den Pferdeleib geführt wird. Schützt sowohl gegen Vor- als auch Zurückrutschen des Sattels. Bei schwachem Widerrist, geradem Rücken.
- Gegen Vorrutschen
  - Schwanzriemen, ein vom Hinterzwiesel des Sattels aus mit einer Schlaufe unmittelbar am Schweifansatz gepolstert unter der Schweifrübe durchgeführter Lederriemen. Üblicherweise bei Ponies und Kaltblutpferden benutzt, und im Fahrgeschirr.
  - Hintergurt, ein zweiter Sattelgurt unter der hinteren Schräge des Bauches (dem Rippenbogen) hindurchgeführt und an der dritten Sattelstrippe befestigt. Hilft bei schwach ausgeprägtem Widerrist oder geradem Rücken, auch bei schrägem Rippengewölbe.
  - Vorgurt - s.o.

Kieffer-Sättel: Zuordnung Nummer zu Sitzgröße [Zoll]
0	‘Jugend’
1	17"
2	18"

Pritschensattel
der derzeit überwiegend benutzte Typ, ein aus der englischen Jagdreiterei entwickelter Sportsattel für den kurzzeitigen Gebrauch (i.e. selten mehr als zwei Stunden; Rennen, Reitjagd &c

SattelpassformReiterPferd_de_260215 - [archiv], Maßblatt Korrekte Sattellage [archiv], sattel.de, Sattelkauf, Kammerweite [archiv textauszug].
ein paar Hersteller: Prestige, Passier, Sommer (meiner pingeligen Zuni absoluter Favorit!), Wintec u.v.m.
vor allem aber jeder Reitsportsattler, der diese Berufsbezeichnung rechtfertigt.

Das Gewicht des Pritschensattels ist bauartbedingt geringer, als das des Trachtensattels. Mitunter auch durch Verwendung eines Sattelbaums aus Leder noch weiter reduziert.

Zur Kammerweite, zu messen am Kopfeisen rsp. am Widerrist nahe den Schulterblättern:
Bei vielen Sätteln lassen sich die Enden der Kopfeisen an der Innenseite des Sattels ertasten. Dann bestimmt man die Kammerweite recht genau durch den Abstand dieser Stellen unter Berücksichtigung der Materialdicke zwischen Eisen und Innenseite.
An alten Sätteln, bei denen noch die Nähe zum Trachtensattel rsp. der Bauweise der Militärsättel erkennbar ist, kommt man oft direkt an die in je einer Tasche am Sattelblatt festgemachten Kopfeisenenden heran, und kann dort das Maß direkt abnehmen.
Hilfsweise kann man vorne innen zwischen den zwei je 20cm von der Mitte oben aus nach unten an den Satteltaschen gelegenen Punkten die Weite messen und erhält zusammen mit der Polsterdicke daraus ein für (nahezu) alle Sättel behelfsmäßig brauchbares Maß -

Um am Pferd die benötigte Kammerweite zu ermitteln, legt man ihm einen 45cm langen weichen Draht (z.B. Bindedraht) etwa 5cm hinter dem Schulterblatt symmetrisch über den Widerrist und passt die Biegung dem Pferdekörper an. Der Abstand der Drahtenden entspricht dann in etwa der Kammerweite. - Doch selbst dieses Maß ist nicht wirklich sicher: Verschiedene Quellen geben unterschiedliche Drahtlänge an, etwa 42cm oder auch nur 40cm - die 45cm scheinen dem allgemeinen Durchschnitt am besten angenähert, aber eben auch nur das! Wer sicher gehen will und die Maße nicht nur als Anhaltspunkt für die Suche benötigt, spart sich die Selberfummelei und überläßt das Ganze gleich von Anfang an dem Sattler - welch letzterer nebenbei mit einiger Sicherheit an Stelle eines in Spitzenqualität gern auch mal so um die 3500€ teuren Konfektionssattels zum selben Preis eine dem eigenen Pferd optimal angepaßte Maßanfertigung wenigstens gleicher Qualität liefern kann. In dieser Preisklasse m.E. die entschieden bessere Variante!

Als Beispiel ein bemerkenswerter, vor ca 100 Jahren [um 1910] angefertigter Sattel [Polo? oder Sattelpferd im Gespann]:
Gewicht 5,3kg (dazu Steigbügel mit Riemem je 0,5kg und Satteldecke 0,8kg), Sattelkissenlänge 46cm, Sattelblatt 34cm, Sitz 17", Kammerweite ca 31cm. Ein Modell, das in seiner Struktur mit U-förmigem Holzbaum auf Sattelkissen mit Rehhaar-Polsterung, mit Sattel- aber ohne Schweißblatt und ohne Schnallen oder sonstigem Schnickschnack, einer konsequenten Leichtbauvariante des Trachtensattels der Kavallerie gleicht. Interessant auch, was ohne jegliche Sondermaterialien oder hi-tech-Zeug damals bereits an - wie das Alter beweist, durchaus dauerhaftem - Leichtbau möglich war.

Der Sattel hat KEINERLEI Pauschen oder sonstige den Sitz formende Anbauten. Bei der Sitzgröße ist weniger die Länge als die Form interessant, löffelartig, Sitz sehr breit und nach vorne hin schmal - wodurch sich der hervorragende Halt im gestreckten Sitz ergibt rsp. die große Auflagefläche auf dem Pferderücken. Er ist dennoch - oder gerade darum - das bequemste und sicherste Stück seiner Art, auf dem ich je gesessen habe. Kein Klemmen, kein Festhalten, nur Gleichgewicht bei absolut sicherer Position! Mein Zunchen zieht ihn selbst dem Trachtensattel von Sommer noch vor: Bleibt ruhig stehen, wartet darauf, gesattelt zu werden - unangebunden! So weit waren wir noch nie. Dieser Sattel hat den perfekten Schnitt! Nachbau würde sich sicher lohnen. - Ich habe noch ein baugleiches Stück in sehr schlechtem Zustand, das als Muster dienen könnte.

Kopfeisen von Wintec/Bates-Sätteln

Zuordnung Farbmarkierung zu ungefährer Kammerweite [cm]			'fit'-Maß von Euroriding
weiß	extra weit	34
weiß	extra weit	33	3
rot	weit	32	3
blau	mittel	31	4
schwarz	normal	30
grün	schmal	29
gelb	extra schmal	28
gelb	extra schmal	27

Sitzgrößen von Kieffer-Sätteln

Zuordnung Nummer zu Sitzgröße [Zoll]

0 ‘Jugend’

1 17"

2 18"

Trachtensattel:
der bis um 1950 noch weitgehend übliche Sattel für den allgemeinen Gebrauch. In Gegensatz zum Pritschensattel, der als reiner Sportsattel ebenfalls schon sehr lange in Gebrauch ist (Rennen, Reitjagd &c), erlaubt diese Bauart längeres Verweilen zu Pferd, angenehmer sowohl für den Reiter als auch für das Pferd. Sie wird darum insbes. beim Distanz- und Wanderreiten noch immer bevorzugt. Der Trachtensattel zeichnet sich durch bessere Gewichtsverteilung bei größerer und günstiger angeordneter Auflagefläche aus. - Aus eigener Erfahrung angemerkt, auch bei gewöhnlichen, eher kurzen Geländetouren erweisen sich derartige Sättel für Pferd und Reiter als die durchaus bequemere und weit zuträglichere Variante!
- Die wesentlichen Kriterien zur Paßform des Pritschensattels gelten auch für diese Bauart.
  So läßt sich die Kammerweite hier meist recht leicht feststellen, da das Kopfeisen oft frei zugänglich in je einer Tasche am Sattelblatt (eigentlich - und wohl auch daher - "Satteltasche", über welcher das "Sattelblatt" liegt; s. Bild Kavalleriesattel) festgemacht ist.
  Zusätzlich gewinnen Länge der Trachten und die geeignete Sattelunterlage - Decke, Woilach - besondere Bedeutung.
- Trachten:
  - sind die den Sattelbaum mit der Sitzfläche tragenden Auflagekissen auf der Rückenpartie des Pferdes, sie setzen sich in den Satteltaschen seitlich fort. Deren Breite ist kaum problematisch, Trachtensättel bieten im allgemeinen einen sehr weiten Wirbelkanal und zeichen sich durch die große Auflagefläche des Sattels auf dem Rücken bis hin zu den Flächen des Rippengewölbes mit der daraus folgenden schonenden Gewichtsverteilung aus. Schwierigkeiten kann es jdoch bei der Trachtenlänge geben. Bei vielen der relativ kurzen "modernen" Pferde drücken die Trachten in die Nierengegend. Dies macht die Pferde unbeweglich und bereitet ihnen u.U. großes Unbehagen bis hin zu Schmerzen.
    Die Trachtenlänge ist nicht veränderbar, sie kann nicht angepaßt werden, zu lange Sättel sind unbrauchbar, gleich, welcher Bauart! Diese einzige beim Trachtensattel problematische Größe muß darum ganz besonders genau beachtet werden. Irgendwelche Pads oder Häkelkissen u.dgl. helfen NICHT!
- Woilach:
  - Material reine Schurwolle. Nichts anderes!
  - Faltung zu einem Paket 60cm×80cm - Passend z.B. beim Wehrmachtssattel M25 &c mit 58cm Trachtenlänge:
    - 6-fach, Decke 180cm×160cm: Von außen nach innen gelegt je zu einem Drittel, dann quer in der Mitte gefaltet.
    - 9-fach, Decke 180cm×240cm: wie 6fach, jedoch auch quer in Dritteln.
  - Faltung zu einem Paket 90cm×80cm:
    - 6-fach, Decke 180cm×240cm: Wie oben, 6-fach, oder zuerst in der Mitte gefaltet, dann quer in Dritteln.
    - Zur Not auch 4-fach, Decke 160cm×180cm: jeweils quer in der Mitte gefaltet.
    - die 12-fache Variante entsteht aus einer dünnen Wolldecke, die mit ihren Maßen von ca 360×240cm dann wirklich auch unterwegs als Pferdedecke oder provisorisches Zeltdach dienen kann, z.B. durch Faltung quer auf 180×240cm, nochmal quer auf 90×240cm, schließlich in Dritteln von außen nach innen auf 90×80cm.
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  Der gefaltete Woilach wird so aufgelegt, daß die offenen Enden nach links unten hinten gerichtet sind.
  Kaufen konnte man so ein Teil in den Abmessungen 180cm×240cm für ca. 40,-€ z.B. bei "burgwald-zu-pferd" - suchen!
  Auf möglichst rutschsichere Materialstruktur ist zu achten! Bei (Kunst!)Leder-bezogenen Trachten bleibt der gewöhnliche Woilach kaum liegen, eine Lammfellunterlage mag dann z.B. besser geeignet sein.
  Nebenbei: Auch der Woilach wird so "eingekammert", daß die Wirbelsäule zur Schonung des Pferdes freiliegt rsp. entlastet (druckfrei!) bleibt.
  Und noch nebenbeier: Der in älterer Literatur gelegentlich auftauchende Begriff "Frieskotze" beschreibt eine in mehreren Lagen zusammengefaltete Sattelunterlage aus (Schur)wolle, von welcher sich der Woilach allein(?) durch die eindeutige Anweisung zum Zusammenfalten unterscheidet.

Zuordnung Nummer zu Sitzgröße [Zoll]
0	‘Jugend’
1	17"
2	18"

Western- & sonstige Ammisättel
sind ebenfalls - weniger anspruchsvolle - Arbeitssättel, weit ausladende übergewichtige Monstren zumeist (20kg und mehr!), vorgesehen für den länger andauernden Gebrauch: Das Reitsofa für den zarten Ammi-Hintern.
Stärker noch als beim Trachtensattel ist hier besonderes Augenmerk auf die Sattelunterlage zu richten! Viele der Westernsättel haben KEINEN WIRBELKANAL! Dies wird gewöhnlich durch Unterlagen (Häkelkissen, Deckchen &c) auszugleichen versucht. Sie sind darum nur eingeschränkt überhaupt, und auch dann nur entsprechend bemuskelten Pferden zumutbar. Einige dieser Sättel sind ähnlich Trachtensätteln gebaut; immerhin dürften diese dann wenigstens durch den - dabei nun nicht mehr ganz - fehlenden Wirbelkanal die Wirbelsäule des Pferdes etwas geringer belasten.

Maße, Paßform (Quelle 'razyboard.com')

Marke	Bezeichnung	Kammer	Gebäude	Typ, Rasse
SQ	Semi Quarter	schmal	schmalschultrig, steil	Welsh, Araber, Isländer, Vollblüter
Q	Quarter	mittel		Junge Quarter, Traber, schlanke Haflinger, Arabermix, Reitponys, Connemara, Highland, New Forrest
FQ	Full Quarter	breit	breitschultrig, rund	Quarter, Paint, Appaloosa, Tinker, Warmblut, Haflinger, Norweger, Cob

Richtlinien zu den Sattelbaumgrößen (aus derselben Quelle)

	Regular	schmale Pferde mit hohem Widerrist
SQH	SemiQuarterhorse	mittlere Größe
QH	Quarterhorse	mittel bis groß
FQH	FullQuarterhorse	Pferde mit wenig WR und sehr breiten Schultern
Arab	Arabien	Wie FQH aber mit verkürzten Bars.

Wobei, betrachtet man die Zuordnung zwischen Sattelgröße und Pferdetyp, offensichtlich kein allzugroßes Gewicht auf wirkliche Paßform des Sattels gelegt wird. Beispiel "FQ", zwischen Warmblut und Tinker drängen sich selbst dem ungeübten Auge doch recht markante Unterschiede auf, denen zufolge entweder die obigen Beschreibungen oder aber diese Sattelbauart rsp. deren Verwendung eher fragwürdig erscheinen.

oben

Der Mensch hat nur einen natürlichen Feind.

16"	16,5"	17"	17,5"	18"	18,5"
40,1cm	41,2cm	43,2cm	44,5cm	45,7cm	47cm