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© 2011 (C) H-Peter Recktenwald, Berlin |
Nur mal so:
Vor rund zehntausend Jahren sollen ‘die Indianer’ nach Nordamerika rübergeschwappt sein.
Vor rund achttausend Jahren soll dort ‘das Pferd’ ausgestorben sein. - Warum eigentlich?Monty Roberts, "Die Sprache der Pferde", Bastei/Lübbe © 2002, 4. Aufl. 2008.
Mich hat dieses Buch entsetzt und in der Perfidie seiner Rhetorik zutiefst enttäuscht.
- Der Inhalt hat mit dem Titel nicht allzuviel gemein. Es gibt ein einziges, erklärtermaßen und gewollt unvollständiges Kapitel zum Thema sowie ein paar Abbildungen im Anhang. Neben endlos wiederholten (ur)altbekannten Trivia erfährt man aber, "Wie man ein Rodeo-Pferd trainiert". Ungemein erhellend! Beim Stichwort "Sprache der Pferde" wartet man ja nun gerade genau darauf. Beschrieben wird stattdessen der halbherzige Ersatz besonders gefährlicher Prozeduren der ersten Phase hektischer "Gewöhnung" an den von nun bis zum seligen Ende dauerhaften Quälgeist Mensch bis zum fragwürdigen "starten", i.e. Anreiten des unbearbeiteten(!) Pferdes, in Gestalt klugen und einfühlsamen Einsatzes subtilen psychischen Terrors anstelle der traditionellen körperlichen Gewalt u.s.amerikanischer Kuhjungen - und man brüstet sich damit, stets und ständig, Seite für Seite, macht Reklame für sein albernes ‘dually’-Halfter. Faselt ansonsten von der Sprache Equus (Sehet! Man weiß was Lateinisches!), unterläßt es aber sorgfältig, in eine womöglich gar disputierbare Tiefe zu gehen. Überwältigend, was man stattdessen dann über einen ‘Buckel-Stopper’ lernt, einer Art Halfter aus dünnem Seil, unter der Oberlippe am Oberkiefer entlang geführt, das sich beim Buckeln in's Zahnfleisch gräbt, und somit völlig gewaltfrei - denn es fügt ggf. den Schmerz sich ja selber zu - dem Pferd die freie Entscheidung überläßt, auf das Buckeln zu verzichten. Oder einen Künstlichen Arm, wo das Anfassen zu gefährlich ist - wie war das noch mit dem join-geuppten Vertrauen in der Pferde Übervater? Fön, Steiger-Brille, Tretringe die das Ausschlagen verhindern (sollen), indem das Pferd sich - wiederum natürlich völlig gewaltfrei - jene dabei selbst heftig auf den Kronrand schlägt, ‘giddy-up-rope’ (ein Tau zum Sanftverprügeln), Longier-Aufsatz (‘Spanischer Reiter’ für Minderbemittelte), rücksichtslose Arbeit an der Doppellonge, einen ‘foal handler’ für's Fohlen mit Henkel dran oder gar darüber, wie man ein Pferd zum Buckeln abrichten kann - um so nun endlich auch diesen widerwärtigen ‘Buckel-Stopper’ nützlich zu machen?! Könnte man ja sonst nicht so gut verkaufen, das Teil..?
- Weise Worte des verklemmten Opfers eines despotischen Vaters, sofern man den etwas weinerlichen Andeutungen des Autors folgen mag. Wirkliches Interesse am Wohlergehen seiner Opfer oder gar der Vorbereitung, i.e. Gymnastizierung und Kräftigung, für die gestellten Aufgaben wird nicht erkennbar. Es geht offenkundig allein um Disziplinierung und widerspruchslose Funktion. Gewaltlosigkeit wird gepredigt, das Gegenteil gelehrt; Furcht als ‘gewaltfreies’ Vehikel der Ausbildung: Furcht vor Gewalt verhindere Anwendung von Gewalt? Das Pferd entscheide selbst, aus freiem Willen - will Er dem Leser weismachen. Angefangen beim ach so pferd-sprech geprägten ‘join-up‘ bis weit über jenen unsäglichen ‘Buckel-Stopper’ hinaus. Aufdringliches Eigenlob, hektisch plazierte Erfolgsreferenzen und das Hohelied selbst(?) entworfener Hilfsmittel - Verwendung dringend empfohlen und zu erwerben siehe internet-Seite - machen die allerhöchstselbst verkündeten Thesen nicht minder fragwürdig.
Dumpfe Prahlerei und die von Unkenntnis des allgemeinen Wissensstandes getragene Aufgeregtheit über die eigene Erkenntnis zeichnet den Autor aus:Mit welch überheblichem Blödsinn endgültig klar sein sollte, womit man es im Falle des Ethologen M.Roberts zu tun hat. Letzteres Prädikat durch (s)eine Hilfsgurune immerhin ihm verliehen, Ehrendoktor der tiermedizinischen Fakultät Zürich 2003 für seine ‘Entdeckung’ der ‘Sprache der Pferde’ - dies dann aber wohl eher Zeugnis für die Hochschule denn für den Mann.
- So um die 12000 Pferde [in Worten: Zwölf Tausend] will er "gestartet" haben.
In Ehrfurcht beuge man sich vor einer solchen Leistung! Was für ein armer Wicht muß dagegen unser Steinbrecht gewesen sein, dem es während dreißig Jahren seiner magdeburger Tätigkeit (1834 bis 1865) gerade mal 240 Pferde auszubilden gelang. [Plinzner, "Ein Leben im Dienste der Reitkunst", Berlin 1896]- "The man who brought the message of non-violent training to the world." - Zitat montyroberts.com.
Ach ja, das noch:
"Es kommt mir lachhaft vor, Pferde für genauso gefährlich zu halten, wie … dieses Werkzeug des Schreckens namens Computer"
Kommentar? Lieber nicht! - Zitat ‘Das Wisssen der Pferde’ ISBN 3404605101, pg 57.Pat Parelli - noch so ein selbstzufriedener Kuhjunge aus dem Ammiland.
Aus den Seiten seiner "Instruktoren":
Fragwürdiges Zeug, Trivialkram, Weises für Geheiligte Gesalbte (Abschöpfung von Kaufkraft?) …
- ERKENNTNIS:
"Pat realisierte bereits sehr früh, dass Pferde eigentlich über alle Fähigkeiten verfügen, um klar zu kommunizieren und dadurch mit ihren Artgenossen echte Beziehungen pflegen zu können.
- - und endlich dürfen das nun auch die armen unwissenden Tiere erfahren.
- WEISHEIT:
"Wenn Dein Pferd nein sagt, hast Du entweder die Frage falsch gestellt oder die falsche Frage gestellt."
- - Dümmer geht‘s nümmer... ?
- FAQ:
Reitet man im Parelli Konzept ständig nur mit Halfter (oder sogar ohne!!!) und ohne Sattel?
"Nein nicht ständig; [...]
"und im fortgeschrittenen Stadium ist man in der Lage, mit seinem Pferd in allen Gangarten ohne Sattel und Zaum zu reiten und z.B. auch kleine Sprünge zu überwinden. [...]"damit das Pferd lernt, mehr Verantwortung für Richtung und Gangart zu übernehmen. [...]
- - ‘Sattel’? Wer braucht denn sowas! Pferderücken schonen? Quatsch, gibt doch genug davon.
Am Rande noch interessant, daß man anscheinend nun auch ‘in’ einem Konzept reiten kann....
- - Rätselhaft, wie diese dummen Dinger Millionen Jahre der Vor-Parelli-Zeit überleben konnten.
- FAQ:
Wie sieht es mit Hengsten aus?
"In den öffentlichen Parelli Kursen sind Hengste aus Sicherheitsgründen nicht zugelassen. [...]
- - Witzbold? Versager? Wenn nicht einmal das geht, wozu dann der Firlefanz?
Michael Geitner
Gehört wohl durchaus in diesen Kreis erleuchter Leuchten der allgemeinen Pferdekunde, doch ich nehme mal an, er sei der Worte kaum wert. - Wer den Grund ergründen will, mag lesen, was der Mann so von sich gibt. Nur Mut! Irgendjemandes Lobes bedarf er jedenfalls nicht, das übernimmt er selber schon reichlich und ausführlich.
- Zahlenmystiker und Ponydompteur aus dem Bayerischen. Einer, der es so richtig richtigweiß.
Zahlenmystische 7 (sieben) Kommandos sei das Pferd fähig, zu lernen - die Tröpfe von der Uni Wien sind auf weit über 120 (140, 240? irgendwo in diesem Bereich, hab's vergessen) gekommen! Und ‘Strafen’ müssten binnen 7 (sieben) Sekunden erfolgen, sonst könne das Pferd sie nicht mehr mit der Ursache verbinden. Die Methode, nach der diese Zahl ermittelt wurde, wäre interessant, doch sowas bleibt wohl höherer Eingebung überlassen. Und dann erst der ‘Geitner-Finger’. Erhabenes Beispiel erhabener Dämlichkeit? Hinundherwackeliger Zeigefinger achtunggebietend erhoben. Nun weiß Pferd, daß ihm vom solchermaßen wackelnd ausgezeichneten Achtunggebietenden Achtung geboten wurde. - Na, mein Zunchen wollte einfach nur dran rumschnuppern. Der Wackelmann hat ihm dann nach der Nase geschnickst. Zunchen erschreckt, ich sauer. Mann weg! - Pferd hat falsches Buch gelesen? Ach, das liebe Dummchen …Fred Rai:
Begründer des ‘RAI-Reitens’, (selbstgekrönter) Tierschutzpapst und ausgezeichneter Weiser des Reitens und der Pferdekunde:
"Die schmerzbringende, stahlarmierte Gerte gehört leider zur gängigen Reitausrüstung … "
Ähnlich kenntnisreich geht es weiter in dem so erhellenden Buche von der ‘Kunst, mit den Pferden zu sprechen’.
Zum Titel allerdings findet sich auch dort kein Wort.Claus Penquitt:
auch diese, meine letzte(?) und wieder nur vergebliche Hoffnung, ein wenig Sorgfalt und Kompetenz in all der Verwirrtheit um ‘alternatives’ Reiten anzutreffen, beeindruckt nicht minder:Ach! Ja? Blanke Unkenntnis begründe auch hier wieder das anmaßende Gewäsch? - Ich gestatte mir, dem Manne solcherart Überheblichkeit übelzunehmen. - Und ‘altklassisch’. Was mag das sein? Na, gut. Lassen wir das.
- "Meine Einführung einer Gymnastizierung des Pferdes mittels altklassischer Lektionen, wie Schulterherein, Travers, Traversale, Renvers u. dergl. und dieses auch für Freizeitpferde, gleich welcher Einsatzbestimmung, war eine revolutionäre Überlegung."
- Wie alles, so haben, wie es scheint, die Ammis natürlich auch das Pferd erfunden!
… und verbreiten mutig die peinliche Erkenntnis:"Wenn ein Pferd jeden Tag 1 Prozent besser würde, wäre das Training in 100 Tagen beendet. Reining-Trainer USA"[Diese seltsame - symptomatische(?) - Aussage findet sich unter fnverlag, leseprobe "Westernreiten in Theorie und Praxis" von Petra Roth-Leckebusch, pg 101]
- Imprinting (Prägung)
Was für ein grauenvoller Mist! ‘Finger in jede Körperöffnung...’, Niederdrücken und ‘du bist mir auf ewig untergeordnet’ sagen, und beliebig mehr an solch perversem Dreck! Notwendigerweise "richtig", weil irgendwelche jämmerlichen Figuren, selbst für die Erfindung des Rades zu dämlich, mit den gestohlenen oder entlaufenen Gäulen (bester Zucht!) ihrer Eroberer anders nicht zurechtkommen konnten?
Der klassische Pferdeverstand ist blauer Dunst, ‘Horsemanship’, ‘Natural’ gar, wird kultiviert und handelsmarkengeschützt - und ist damit endlich auch einklagbar profitgenerierend. Das reicht. Mehr kann zum Kuhjungenreiten und den Begleiterscheinungen kaum gesagt werden. Man muß auch nicht erst ganze Völker nahezu ausrotten, sie dann heiligsprechen und in seine blödsinnigen "Wurzeln" einbauen, um sich dann plötzlich auf Schritt und Tritt auf deren krampfhaft konstruierte Kompetenz zu berufen - die nur funktioniert, weil ein ausreichender Vorrat an Einweg-Pferden in der Wildnis wartet.
- Zu Guter Letzt: Lange gesucht, endlich fündig geworden(?):
Selten so gelacht, aber auf den Seiten der "Vaquero Enterprises" dann neben dem ganzen Kuhjungenkrempel allem Anschein nach tatsächlich auch wohlfundierte und ehrliche Worte zum sorgfältigen Umgang mit dem "Westernpferd" - in spanischer Tradition; der gemeine "Ammi" gibt wohl wirklich nichts her, was irgendwie von Wert sein könnte. Diese Suche ist zuende.Horst Stern:
Hat um 1960 die m.E. seither beste Reitlehre für Anfänger verfaßt.
Spätere Äußerungen fielen nicht immer gleichermaßen kompetent aus, doch auch darin findet sich so manches Glanzlicht tiefgründiger Erkenntnis.
"Die Brechstange dient der weicheren Verbindung zwischen Pflasterstein und Arbeiterhand."K.Hirschel zur ‘weicheren Verbindung zwischen Pferdemaul und Reiterhand’ durch das Martingal in ‘Sterns Bemerkungen über Pferde‘, 1971.
oben
Zum Stichwort "Ethologie" (auch "Etologie"):
- Wikipedia - Allgemein. Umfassend, aber, womit naturgemäß an jener Stelle stets zu rechnen ist, nicht unbedingt immer richtig!
- "Außerhalb des deutschen Sprachraums steht ‘ethology’ hingegen heute meist ganz allgemein für Verhaltensbiologie."
- Psychologie und Verhaltensweisen des Pferdes von Wilhelm Blendinger, u.a. (pg 46)
- Zitat Hehlmann:
"Ethologie oder Verhaltensforschung beschränkt sich auf die Erforschung des objektiv feststellbaren Verhaltens von Tieren. Sie vermeidet es, das Psychische mit einzubeziehen- Zitat Eibl-Eibesfeld:
"Ein Verhalten äußert sich in Muskelbewegungen, gelegentlich aber auch in Drüsentätigkeit oder Pigmentwanderung"